Eine Betreuerin und eine jugendliche Person unterhalten sich über etwas ernstes. Sie sitzen auf einem Baumstamm, der auf dem Boden liegt, im Hintergrund ist eine Wand mit Graffiti zu erkennen.

Kleiner Leitfaden: Erste Hilfe bei emotionalen Krisen und psychische Gesundheit in der Jugendverbandsarbeit

Wie kann ich bei emotionalen Krisen von Kindern und Jugendlichen auf der Ferienfreizeit, beim Seminar, in der Gruppenstunde oder bei der internationalen Jugendbegegnung hilfreich reagieren? Dabei wollen wir euch mit diesem kleinen Leitfaden unterstützen. Dabei geht es nicht darum, die Probleme alleine zu lösen. Schon zuhören kann bereits helfen. Wichtig sind vor allem Aufmerksamkeit, Empathie und Verständnis.

Wie erkenne ich emotionale Krisen?

Wir alle sind manchmal ängstlich, unkonzentriert, wütend, lustlos oder traurig. Das ist normal. Nicht jedes dieser Anzeichen ist ein Merkmal einer langfristigen seelischen Krise. Diese Signale sollten Mitmenschen jedoch ermutigen, genauer hinzusehen, nachzufragen und das Gespräch zu suchen:

Wut – Desinteresse – Gereiztheit – unnachvollziehbare Gedanken – Trauer – fremd wirkende Gefühle – Panik – Rückzug – aggressives Verhalten – Angst – Verzweiflung


Wie kann ich bei emotionalen Krisen unterstützen?

Such das Gespräch. Zuhören ist am Wichtigsten! Gib der betroffenen Person Raum, sich auszudrücken und versuche die Lage einzuschätzen. Biete Unterstützung an. Auch wenn ein Hilfsangebot vielleicht im ersten Moment abgewiesen wird. Es kann für die Person schon hilfreich sein, zu wissen, dass du als Ansprechperson für sie da bist.

  • Nimm keine Diagnosen, Ratschläge oder Bewertungen vor.

  • Teile eigene Erfahrungen, aber sprich nicht von deinen Problemen.

  • Vermeide Schuldzuweisungen oder Vorwürfe.

  • Verharmlose nicht, auch, wenn es tröstlich sein soll.

  • Dränge dein Gegenüber nicht.


Gesprächstipps – Erste Schritte bei emotionalen Krisen

Zwei Sprechblasen sind abgebildet. Die erste: "Ich brauche wieder mal frische Luft. Begleitest du mich auf einen Spaziergang?", die Zweite: "Ich möchte gerne in Ruhe mit dir reden. Wann hättest du mal Zeit?"
Drei Sprechblasen untereinander. Die erste: "Ich habe gehört, dass dein Bruder krank ist. Ich stelle mir das belastend vor. Wie geht es dir dabei?", die mittlere: "Es beschäftigt mich, dass du nicht mehr zu unseren Treffen kommst. Geht es dir nicht so gut?", die untere: "Ich mache mir Sorgen um dich. Du wirkst in letzter Zeit etwas bedrückt."
Oben sind zwei Sprechblasen, darüber steht "Mitgefühl zeigen". In den Sprechblasen steht: "Ich kann nachvollziehen, dass dich das belastet." und "Es tut mir leid, dass es dir schlecht geht." Darunter sind noch zwei Sprechblasen, über ihnen steht: "Schweigen aushalten". In den Sprechblasen darunter steht "Ich weiß jetzt auch gerade nicht, was ich sagen soll", in der anderen "Da fühle ich mich ratlos."
Drei Sprechblasen untereinander. Die erste: "Was muss sich ändern, damit du dich besser fühlst?", die mittlere: "Was würde/ könnte dir denn im Moment gut tun?", die untere: "Wie fühlt es sich an, wenn du in dieser Situation bist?"

 


Weitere Gesprächsimpulse findest Du hier: kjr-lsa.de/psychischen-krisen-begegnen/gespraechsansaetze

Achte auch auf deine eigenen Grenzen!

Suche das Gespräch nur, wenn du dich gut fühlst und du es dir zutraust. Berate dich mit weiteren Personen aus deiner Gruppe oder mit Kolleg_innen. Das geht auch erstmal anonym.

Wenn du über die Person sprichst, solltest du das vorher mit der Person besprechen. Beachte, dass du nur Erste Hilfe leisten kannst. Weitere Schritte gehören in die Hände von ausgebildetem Fachpersonal, wie Psycholog_innen oder Ärzt_innen.

Bei akuten Krisensituationen, wie z.B. Lebensgefahr, selbstverletzendes Verhalten, Gefährdung/ Verletzung von anderen, starke Suizidgedanken, Androhung von z.B. Suizid, Missbrauch oder Kindeswohlgefährdung: Informiere unbedingt die Hauptamtlichen!

Im Notfall anrufen:

  • Polizei: 110

  • Feuerwehr: 112

  • Kinderschutz-Zentrum (rund um die Uhr erreichbar): 030 683 911 0

  • Kindernotdienst: 030 61 00 61

  • Jugendnotdienst: 030 61 00 62

  • Mädchennotdienst: 030 61 00 63

Weitere Hilfsangebote

Hilfe für Betroffene und für Personen aus deren Umfeld findest du auch hier:

Online-Beratungsangebote:

Auch die Fachstelle Jugendreisen des Deutschen Bundesjugendrings bietet gesammelte Informationen rund um das Thema mentale Gesundheit auf Jugendreisen an.

 

Die Informationen basieren auf der Broschüre „Erste Hilfe für psychische Gesundheit“ des Landesjugendring Brandenburg, die wir an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen.