Achtung Ehrenamt: Berlin hinkt bei Anerkennung hinterher

04.12.2015 | Freiwilliges Engagement junger Menschen muss in Berlin besser anerkannt werden. Das fordert der Landesjugendring Berlin anlässlich des internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember. Um das ehrenamtliche Engagement Jugendlicher besser zu honorieren, sollen das Land Berlin und die Hochschulen in die Pflicht genommen werden. 

Sie kümmern sich um Geflüchtete, setzen sich für die Umwelt ein, leiten Jugendgruppen, veranstalten Ferienfreizeiten oder Workshops und sind in Jugendverbänden Vorbild für viele andere Jugendliche. Doch eine offizielle Anerkennung erhalten junge Ehrenamtliche selten.

Kristin Platek, lange Zeit ehrenamtlich im Dachverband der katholischen Jugendverbände, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend als Vorsitzende aktiv, ist jetzt Studentin an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin. Im Studienverlauf der Hochschule spielt Plateks Persönlichkeitsentwicklung und Qualifizierung durch das ehrenamtliche Engagement keine Rolle. "Ich wünsche mir, dass langjähriges Engagement und die Übernahme von Verantwortung für die Gesellschaft in meinem Studienfach ‚Soziale Arbeit‘ mit Credit Points angerechnet wird und dadurch eine Wertschätzung erhält. Leider existiert ein solches Programm in Berlin bisher nicht", sagt die Studentin.

Ohne Angebote von Engagierten in der Jugendarbeit wäre die außerschulische Bildungslandschaft in Berlin um viele Angebote ärmer. An den Berliner Hochschulen gibt es aber bisher weder eine Regelung zur Anrechnung für Wartesemester noch für Credit Points. Dabei zeigen Studien, dass aus engagierten Jugendlichen Student_innen werden, die sich ihrer Studienfachwahl wesentlich sicherer sind als ihre Kommilitonen und darüber hinaus notwendige Soft-Skills für den Unialltag mitbringen.

Die bestehenden Regelungen zu Sonderurlaub und Freistellung für ehrenamtliche Aktivitäten müssen sich ebenfalls ändern, fordert der Landesjugendring: Jugendliche, die sich in der Freizeit ehrenamtlich für andere einsetzen, haben in Berlin kaum Möglichkeiten, verbindlich von Schule, Ausbildung, Hochschule und Beruf freigestellt zu werden. „Berlin ist das einzige Bundesland, in dem es keine verbindliche Regelung für Sonderurlaub für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit gibt“, sagt Tilmann Weickmann, Geschäftsführer des Landesjugendring Berlin. „Andere Bundesländer sind da weiter: häufig erstattet das Land dem Arbeitgeber sogar Verdienstausfälle.“ In den meisten Bundesländern gilt es als besonders wichtig und förderungswürdig, Arbeitnehmer zur Mitwirkung in der Jugendarbeit freizustellen - offenbar aber nicht in Berlin.

Das Land Berlin und die Hochschulen müssen für eine Anerkennungskultur von zivilgesellschaftlichem Engagement junger Berliner_innen sorgen. Das steigert nicht nur die Motivation für ehrenamtliches Engagement, sondern schafft auch langfristige und persönliche Vorteile.

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